Doch Menschen mit einer EPI müssen sich viel weniger Sorgen über Ihre Erkrankung machen und können ein ganz normales Leben führen, wenn man ein paar Dinge bei einer EPI beachtet. Denn mit der richtigen Behandlung und Anpassungen im Alltag können Betroffene wieder mehr Lebensqualität zurückgewinnen.
Dabei spielt die Enzymersatztherapie eine entscheidende Rolle, um eine optimale Verdauung und Nährstoffaufnahme zu gewährleisten. Wir haben einige Tipps und Tricks zusammengestellt, die Ihnen im Alltag helfen können, besser mit der EPI umzugehen.
1. Enzymersatztherapie
Ihr(e) Therapeut:in wird Ihnen ein Enzymersatz-Arzneimittel verschreiben, das Sie zu jeder Mahlzeit einnehmen sollten. Diese Enzympräparate unterstützen die Verdauungsleistung im Magen-Darm-Trakt mit den fehlenden Verdauungsenzymen, sodass die Nahrung optimal aufgespalten und die darin enthaltenen Vitamine und Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden können. Es ist wichtig, die Enzyme zu allen Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten einzunehmen, sowie auch zu fetthaltigen Getränken wie Milchkaffee oder Milchshakes. Nur so können Sie beschwerliche Verdauungsstörungen vermeiden.
2. Individuelle Dosierung der Enzyme
Die Dosierung der Enzyme sollte je nach Schweregrad der EPI individuell erfolgen. Bei einigen Enzymersatzpräparaten, wie zum Beispiel NORTASE®, entfällt die Notwendigkeit einer Einheitenberechnung aufgrund des Fettgehaltes der Speise. Die Dosierung erfolgt entsprechend dem Schweregrad der EPI und der Portionsgröße der Mahlzeiten oder Snacks und kann je nach Beschwerden individuell vom Patienten oder der Patientin angepasst werden. Eine Überdosierung ist nicht zu erwarten, da der Körper ungenutzte Enzyme mit dem Stuhlgang einfach ausscheidet.
Falls Ihr(e) Therapeut:in keine Dosierungsempfehlung zu NORTASE® notiert hat, kann zur Orientierung folgende Dosierung im Rahmen einer EPI-Behandlung pro Mahlzeit herangezogen werden:
leichte bis mäßige Pankreasinsuffizienz: | 2-3 Kapseln |
Schwere Pankreasinsuffizienz: | anfänglich 3 Kapseln |
Fettarme Zwischenmahlzeit: | ab 1 Kapsel |
Sollte das Schlucken der Kapseln schwierig sein (z. B. kleine Kinder oder ältere Patienten), können die Kapseln vorsichtig geöffnet und der Inhalt in Wasser gelöst werden. Diese Mischung sollte sofort und vollständig heruntergeschluckt und nicht gelagert werden. Anschließend ausreichend Flüssigkeit trinken um eine vollständige Einnahme sicherzustellen.
Insgesamt sollte die Kapselmenge bei NORTASE® von bis zu 15 Kapseln pro Tag jedoch nicht überschritten werden. Die genaue Dosierung - abhängig vom verordneten Enzymersatzpräparat - sollten Sie mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin besprechen.
3. Enzym- und Ernährungstagebuch
Wenn Sie mit der Enzymersatztherapie beginnen oder bisher noch nicht die richtige Dosierung für sich gefunden haben, kann es hilfreich sein, ein Enzym- und Ernährungstagebuch zu führen. So finden Sie schnell die für sich passende Dosierung von NORTASE® heraus. Notieren Sie, welche Anzahl von Kapseln Sie zu welcher Mahlzeit einnehmen. Falls Sie eventuell danach Verdauungsbeschwerden festgestellt haben, ist eine Einnahme zusätzlicher oder weiterer Kapseln bei ähnlichen Mahlzeiten sinnvoll. Notieren Sie auftretende Beschwerden oder ob Sie beschwerdefrei waren. Ziel sollte sein, Ihre Mahlzeiten mit der für Sie passenden Dosierung von NORTASE® ohne Verdauungsbeschwerden genießen zu können.
PDF-Download Enzym- und Ernährungstagebuch
Tipp: Wie sie Ihre persönliche Dosierung der NORTASE®-Enzyme herausfinden, lesen Sie im Beitrag:
Enzymtagebuch: einfach die individuelle Dosierung der eigenen EPI-Therapie finden.
4. Gründliches Kauen
Kauen Sie jeden Bissen gründlich, um die Nahrung im Mund ausreichend zu vermengen und einzuspeicheln. Denn unser Speichel enthält bereits erste Verdauungsenzyme, die mit der Zerkleinerung der Nahrung im Mund untergemischt werden. Dies ist ein wichtiger erster Verdauungsschritt für den Magen-Darm-Trakt.
5. Essen Sie in Ruhe und in entspannter Atmosphäre
Zuviel Stress mag unser Körper überhaupt nicht – das gilt auch für die Nahrungsaufnahme. Die Verdauung können Sie außerdem unterstützen, wenn Sie die Mahlzeiten nicht hastig oder in Hektik zu sich nehmen.
Tipp: Nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum Genießen Ihres Essens, tragen Sie sich Ihre Essenspausen ggf. im Kalender ein, um nicht unter Zeitdruck zu geraten. Schaffen Sie sich eine ruhige und entspannte Umgebung, wenn Sie essen. Entspannung ist hilfreich für die Verdauung.
6. Kleine, häufige Mahlzeiten
Anstatt große Mahlzeiten zu sich zu nehmen, die die Verdauung belasten können, versuchen Sie kleinere und häufigere Mahlzeiten über den Tag zu verteilen. Dies kann Ihrem Magen und Darm helfen, die Nahrung effizienter zu verarbeiten.
7. Flüssigkeitsaufnahme
Während einer Mahlzeit sollten Sie möglichst nur die Menge an Flüssigkeit zu sich nehmen, die Sie für die Einnahme der Verdauungsenzyme benötigen, denn Flüssigkeiten verdünnen die Verdauungssäfte und beeinträchtigen somit die Verdauung im Magen. Wenn Sie Durst haben, trinken Sie nach Möglichkeit spätestens 20 Minuten vor einer Mahlzeit oder etwa 1 Stunde nach der letzten Nahrungsaufnahme. So bleibt die Konzentration der Verdauungssäfte in ausreichender Menge bestehen und sorgt für eine gesunde Verdauung.
8. Gesunde Fette im Speiseplan
Mit der Enzymersatztherapie müssen Sie nicht auf bestimmte Lebensmittel oder Fette verzichten. Sie können weiterhin Ihre Lieblingsspeisen genießen, solange Sie konsequent die Enzyme entsprechend einnehmen. Wichtig ist dabei, gesunde, vorwiegend pflanzliche Fette in den Speiseplan aufzunehmen. Diese finden sich in Pflanzenölen wie z. B. Rapsöl, Leinöl, Walnussöl, Hanföl, Olivenöl oder Avocados sowie auch in Nüssen (Walnüsse, Mandeln Macadamianüsse, Pekannüsse, Paranüsse etc.) und enthalten mehrfach ungesättigte Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.. Denn mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind für den Körper unverzichtbar – ganz besonders die Omega-3-Fettsäuren - da sie sich u. a. positiv auf den Cholesterinspiegel und Blutdruck auswirken
9. Gesunde Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für Menschen mit EPI. Versuchen Sie, ballaststoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukte in Ihre Ernährung einzubeziehen. Denn diese Lebensmittel liefern nicht nur gute Vitamine, Mineral- und Nährstoffe, sondern fördern gute Darmbakterien und damit Ihre Darmgesundheit.
10. Vermeidung von Trigger-Lebensmitteln
Einige Lebensmittel können bei manchen Menschen mit EPI dennoch Verdauungsbeschwerden auslösen. Zu den häufigen Auslösern gehören sehr fettige Speisen bzw. Frittiertes, stark gewürzte Lebensmittel und alkoholische Getränke. Achten Sie darauf, wie Ihr Körper auf bestimmte Lebensmittel reagiert, und meiden Sie gegebenenfalls solche Trigger-Lebensmittel. Notieren Sie sich auch, welche Lebensmittel Sie nicht gut vertragen.
11. Unterstützung bei der Lebensmittelwahl
Wenn Sie unsicher sind, welche Lebensmittel für Sie am besten geeignet sind, können Sie sich an Ihre(n) Therapeut:in oder eine(n) Ernährungsberater:in wenden. Sie können Ihnen helfen, einen individuellen Ernährungsplan zu erstellen, der Ihren Bedürfnissen und Einschränkungen gerecht wird und eine gute Unterstützung im Alltag wie z. B. beim Einkaufen im Supermarkt gibt.
12. Vitaminsupplemente
Menschen mit EPI haben trotz Enzymersatztherapie möglicherweise Schwierigkeiten, bestimmte Vitamine und Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen. Ihr Arzt / Ihre Ärztin kann Ihnen nach entsprechender Blutuntersuchung empfehlen, bestimmte Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, wenn ein Mangel festgestellt wurde. Da einige Vitamine nur in Kombination mit Nahrungsfetten aufgenommen werden können, müssen Sie im Zuge einer Enzymersatztherapie nicht auf fetthaltige Speisen verzichten.
13. Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Verdauung fördern und die allgemeine Gesundheit verbessern. Versuchen Sie, jeden Tag etwas Bewegung in Ihren Alltag zu integrieren, sei es durch Spaziergänge, Radfahren oder andere Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten.
14. Stressmanagement
Stress kann sich negativ auf die Verdauung auswirken. Finden Sie Techniken zur Stressbewältigung, die für Sie funktionieren, wie z. B. Meditation, Yoga, tiefes Atmen oder Entspannungsübungen.
15. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
Vereinbaren Sie mit Ihrem Therapeuten oder Ihrer Therapeutin regelmäßige Kontrolltermine zur Beobachtung Ihrer Beschwerden und des Pankreas-Elastase 1 Wertes. Dies ist hilfreich für eine optimale Behandlung und wirkt frühzeitig eventuell auftretenden Komplikationen entgegen.
Indem Sie diese zusätzlichen Tipps in Ihren Alltag integrieren, können Sie Ihre Symptome besser kontrollieren und eine höhere Lebensqualität trotz einer EPI erreichen.
Wir hoffen, dass Ihnen diese Tipps helfen Ihren Alltag mit EPI zu erleichtern. Scheuen Sie sich nicht davor, regelmäßig Rücksprache mit Ihrem Therapeuten oder Ihrer Therapeutin zu halten, insbesondere, wenn Sie weitere Therapien oder Behandlungsprogramme (z. B. bei Diabetes mellitus) haben, die bestimmte Einschränkungen erfordern können. Mit der richtigen Behandlung und Anpassungen im Lebensstil können Menschen mit exokriner Pankreasinsuffizienz Ihre Lebensqualität und den Genuss am Essen steigern.