Vitamin- und Mineralstoffmangel bei einer Bauchspeicheldrüsenschwäche (EPI)

Bauchspeicheldrüse
Bis zur Diagnosestellung haben Patient:innen mit einer Bauchspeicheldrüsenschwäche (Exokrine Pankreasinsuffizienz, kurz EPI genannt) oft einen langen Leidensweg hinter sich. Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall nach dem Essen gehören zu den häufigsten Symptomen der EPI.
Hier sieht Vitamine und Mineralstoffe grafisch dargestellt. Ein Nährstoffmangel kann bei einer Bauchspeicheldrüsenschwäche auftreten.

Darüber spricht niemand gern und so versuchen viele Betroffene, zunächst über eine „Weglass-Ernährung“ eine Verbesserung der Beschwerden zu erreichen. Denn häufig treten die Beschwerden nach fetthaltigen Mahlzeiten auf und so lassen die Patient:innen offensichtliche fettige Speisen weg und/oder steigen auf fettreduzierte Lebensmittel um – mit oft weitreichenden Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden: Unser Körper benötigt ausreichend Fette, um u. a. neue Zellen bauen zu können und ohne Fette können bestimmte Vitamine und Mineralstoffe nicht optimal aufgenommen werden und stehen unserem Körper nicht zur Verfügung. Im Laufe der Zeit besteht die Gefahr der Unterernährung (Malnutrition).

Was macht die Bauchspeicheldrüse und was fehlt bei einer EPI?

Die Bauchspeicheldrüse (fachlich: das Pankreas) liegt mittig im Oberbauch und ist – im Vergleich zur Leber – ein eher kleines und leichtes Organ. Nach ihrer Funktion werden zwei Anteile der Bauchspeicheldrüse unterschieden: ein exokriner und ein endokriner Teil.

Die endokrine Funktion umfasst unter anderem die Produktion von Insulin und Glukagon. Über eine feine Abstimmung beider Hormone wird der Blutzuckerspiegel gesteuert. Die Produktion von Verdauungsenzymen wird unter der exokrinen Funktion zusammengefasst. Diese umfasst die Herstellung von

  • Amylase zur Verstoffwechselung von Kohlenhydraten
  • Protease zur Verstoffwechselung von Eiweißen
  • Lipase zur Verstoffwechselung der Fette

sowie die Abgabe von Bicarbonat in den Dünndarm zur Abpufferung (Neutralisation) der sauren Magensäure.

Bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz kann das Pankreas dieser Aufgabe nur noch eingeschränkt oder sogar gar nicht mehr nachkommen.

Die Symptome dieser mangelhaften Verdauungsleistung machen sich in Form von Durchfällen, Blähungen und Oberbauchschmerzen bemerkbar. In vielen Fällen treten sie kurz nach dem Essen auf, besonders nach fettreicheren Mahlzeiten. Neben diesen Beschwerden ist der sogenannte Fettstuhl (= Steatorrhoe) das typische Krankheitszeichen der exokrinen Pankreasinsuffizienz. Dieser ist gekennzeichnet durch einen üblen Geruch, ein großes Volumen und eine glänzende Oberfläche. Die Diagnosestellung erfolgt mittels einer Laboranalyse des Stuhls auf den Fettgehalt sowie der Pankreas-Elastase.

Bleibt die EPI längere Zeit unbehandelt, schränkt sie nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen erheblich ein, sondern führt auch zu einem erheblichen Mikro- (Vitamine und Mineralstoffe) und Makro- (Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate) Nährstoffmangel, der sowohl durch die Durchfälle als auch durch die mangelhafte Aufnahme der Nahrungsbestandteile (Malabsorption) hervorgerufen wird.

Ernährung und Vitamin- und Mineralstoffe

Folge dieser Weglass- und Vermeidungsstrategie ist eine einseitige Ernährung mit Kohlenhydraten, da diese i. d. R. gut vertragen werden. Betroffene nehmen zwar dadurch an Gewicht zu, fühlen sich jedoch häufig kraftlos und müde. Im Bereich der Mikronährstoffe können sie – neben den (fettlöslichen) Vitaminen A, D, E und K – auch die (wasserlöslichen) Vitamine B1 und Folsäure nicht richtig aufnehmen. Ein Mangel an diesen Vitaminen kann u. a. zu Osteoporose, Nachtblindheit oder Störungen in der Blutgerinnung führen.

Neben den Vitaminen sind es vor allem Mineralstoffe wie Magnesium, Calcium, Zink und Eisen, die vom Körper nicht richtig aufgenommen werden können oder über die Durchfälle vermehrt verloren gehen. Ein Magnesiummangel kann zu Muskelkrämpfen, ein Zinkmangel zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen und Eisen wird zur Bildung roter Blutkörperchen benötigt. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit den entsprechenden Vitaminen und Mineralstoffen sowie die Gabe von protein- und energiereicher Trinknahrung wird therapeutisch nur bei besonders starken Mangelzuständen verordnet.

Therapiesäulen bei der EPI

Eine Schema F für jede/n Betroffene/n gibt es bei der EPI nicht. Jedoch gibt es ein paar Säulen, auf denen die Therapie aufgebaut sein sollte, um Betroffenen ein möglichst beschwerdefreies Leben zu ermöglichen: 

  1. Enzymtherapie
    Dem Körper geben, was er selbst nicht (ausreichend) bilden kann: Verdauungsenzyme. Hier stehen zwei Alternativen zur Verfügung: Präparate mit Enzymen aus der Bauchspeicheldrüse des Schweins (Pankreatin) in einer Gelatine-Kapsel oder Präparate aus Reispilzkulturen (Rizoenzyme) mit Kapseln auf pflanzlicher Cellulose-Basis. Die Verdauungsenzyme aus Reispilzen ermöglichen den Einsatz bei Patient:innen, die den Verzehr von Schweinefleisch aus ethischen und/oder religiösen Gründen ablehnen sowie bei Vegetariern. Betroffene sollten – gerade zu Beginn – ein Tagebuch führen, was sie gegessen haben, ob Beschwerden auftraten und wie viele Enzyme sie zugeführt haben. 
     
  2. Individuelle Ernährungsberatung
    Zur Vermeidung einer Mangelernährung sollte der Kalorienbedarf Betroffener anhand des Geschlechts und des Gewichts bestimmt werden. Daraus sollte der Bedarf an Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten errechnet werden. Grob gilt: 30 % Fett, 15 % Eiweiß und 55 % Kohlenhydrate pro Mahlzeit. Auf Alkohol und Zigaretten sollte verzichtet werden. Die Erfahrung zeigt, dass mehrere über den Tag verteilte kleine Mahlzeiten besser bekömmlich sind als wenige große Mahlzeiten. Aktuell wird eine leichte Vollkost empfohlen. Ballaststoffe sollten vermieden werden, da diese mit den Enzymen interagieren und sie in ihrer Aktivität hemmen können. 
     
  3. Überprüfung der Nährstoffsituation
    Nach der Diagnosestellung sollte bezüglich des Nährstoffhaushaltes eine Untersuchung vorgenommen werden und bei Bedarf – also bei ausgeprägtem Mangel – ist es ratsam, dass die Vitamine und/oder Mineralstoffe gezielt zugeführt werden. Die Überprüfung sollte zu Kontrollzwecken nach einiger Zeit wiederholt werden, um sicherzustellen, dass die Nährstoffdefizite gedeckt sind.