Interview mit Volker Schmiedel: Warum Sie Ihre Verdauungsbeschwerden genau beim Therapeuten / bei der Therapeutin beschreiben sollten.

Bauchspeicheldrüse
Volker Schmiedel ist seit über 40 Jahren Arzt und seit mehreren Jahren in Baar (Schweiz) tätig. Im Interview erklärt er, warum es so wichtig ist, beim Gespräch mit der Ärztin / dem Arzt oder einem Heilpraktiker / einer Heilpraktikerin ausführlich über seine Verdauungsbeschwerden zu berichten. Wenn es um die richtige Diagnosestellung und passende Therapie geht, gibt es keine peinlichen Beschwerden oder Informationen für die Behandler:innen.

Mein Name ist Volker Schmiedel. Ich bin seit knapp 40 Jahren Arzt und lebe und arbeite seit sieben Jahren in einer komplementärmedizinischen Praxis in der Schweiz.

Herr Schmiedel, was empfehlen Sie Patient:innen mit Magen-Darm-Beschwerden für das Arztgespräch?

Herr Schmiedel: Erst mal keine Angst zu haben - auch keine Angst vor möglicherweise peinlichen Symptomen -  es gibt nichts was dem Arzt peinlich ist. Also schildern Sie ruhig die Form des Stuhls, die Farbe, den Geruch des Stuhls, das sind sehr wertvolle Informationen, aus denen eine weitere Diagnosestellung abgeleitet werden kann.

Welche Symptome sind typisch für einen Mangel an Verdauungsenzymen bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI)?

Herr Schmiedel: Typisch ist es, dass Fett nicht gut vertragen wird und in der Regel beginnen die Beschwerden innerhalb der ersten halben Stunde nach der Mahlzeit, mitunter sogar während der Mahlzeit. Je fetter und je größer die Mahlzeit ist, desto eher treten die Beschwerden auf und desto stärker sind sie.

Gibt es Personen, die besonders häufig an einer exokrinen Pankreasinsuffizienz leiden?

Herr Schmiedel: Erst einmal alte Menschen. Wie jedes Organ kann auch die Bauchspeicheldrüse im Laufe des Lebens in der Funktion nachlassen. Je älter Menschen also werden und entsprechende Beschwerden haben, desto eher sollte man daran denken.

Pankreatitiden, also Bauchspeicheldrüsenentzündungen, können zu einem Untergang von Gewebe führen, was dann - wenn das schwer ist oder wenn es häufig vorkommt - auch zu einer Minderung der Funktion, also zu seiner verminderten Ausschüttung von Verdauungsenzymen kommen. Chronischer Alkoholismus ist auch nicht selten mit einer Bauchspeicheldrüsenschwäche verbandelt. Des weiteren kommt noch der Diabetes in Frage. Das Insulin wird ja auch in der Bauchspeicheldrüse produziert und eigentlich ist die Produktion von Verdauungsenzymen und von Insulin völlig unterschiedlich.

Erstaunlicherweise haben aber Menschen mit einer Bauchspeicheldrüsenschwäche häufig auch Diabetes und Diabetiker haben häufiger auch eine Bauchspeicheldrüsenschwäche. 

Wie wird eine exokrine Pankreasinsuffizienz behandelt?

Herr Schmiedel: Wenn die Diagnose erfolgt ist und das ist aufgrund einer typischen Anamnese und der Stuhluntersuchung nicht sehr schwer, dann ist die Therapie eigentlich ganz einfach. Dann müssen wir nur das ersetzen was fehlt: nämlich die entsprechenden Verdauungsenzyme. Wenn das in der richtigen Dosis geschieht, dann wird der Patient nahezu beschwerdefrei und er kann wieder den Aktivitäten des Alltags folgen und kann auch wieder ins Kino gehen, ins Theater, in die Gaststätte ... wohin er sich mit einer schweren EPI manchmal gar nicht hintraut.

Also seien Sie mutig! Suchen Sie Ihren Arzt oder Therapeuten auf, schildern Sie die Beschwerden, veranlassen Sie eine Stuhluntersuchung und dann wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen mit der richtigen Therapie.

Vielen Dank, Herr Schmiedel für das Gespräch.