Häufige Ursachen für eine Bauchspeicheldrüsenschwäche (EPI)
Diabetes mellitus
Die Bauchspeicheldrüse erfüllt im Körper eine Doppelfunktion. Im Gegensatz zur exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI), bei der zu wenig Verdauungsenzyme und Bicarbonat ausgeschüttet wird, ist die endokrine Pankreasinsuffizienz durch einen Mangel an den Blutzucker regulierenden Hormonen Insulin und Glucagon charakterisiert; produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar keine Hormone mehr, liegt eine endokrine Pankreasinsuffizienz vor. Personen mit endokriner Pankreasinsuffizienz leiden in der Regel an Diabetes mellitus, da dem Körper zu wenig Hormone wie Insulin für die Regulation des Blutzuckerspiegels zur Verfügung steht.
Klinische Studien belegen, dass bei vielen Diabetikern auch eine exokrine Pankreasinsuffizienz vorliegt: So entwickeln 50 % der Typ 1 Diabetiker im Laufe der Zeit auch eine EPI. Bei den Typ 2 Diabetikern leiden über 30 % der Betroffenen zusätzlich an EPI-bedingten Verdauungsbeschwerden.
Diabetes, der durch Operationen wie totaler oder teilweiser Entfernung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatektomie), bei Zerstörung durch Tumoren oder Verletzungen, durch Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis) oder durch Alkoholmissbrauch entsteht, wird als Typ 3c Diabetes bezeichnet und geht fast immer mit einer exokrinen Pankreasinsuffizienz einher.
Gut zu wissen: Sind Sie Diabetiker und leiden zudem häufig an wiederholt auftretenden Verdauungsbeschwerden, sollten Sie mit Ihrem Therapeuten klären, ob die Ursache der Symptome auch eine exokrine Pankreasinsuffizienz sein kann. Denn häufig werden Magen-Darm-Probleme beim Diabetiker mit Nebenwirkungen von Medikamenten oder einem krankheitsbedingten, veränderten Magen-Darm-Transit in Verbindung gebracht.
Um eine erste Einschätzung zu erhalten, können Sie den Selbsttest EPI bei Diabetes mellitus durchführen.
Mukoviszidose
Mukoviszidose ist eine seltene, erbliche Stoffwechselerkrankung, die auch als cystische Fibrose (CF) bezeichnet wird. Bei der zugrunde liegenden Genmutation wird bereits im Säuglingsalter von vielen Körperdrüsen zähflüssiger Schleim ausgeschieden, der lebenswichtige Organe in ihrer Funktion behindert. Vor allem in der Lunge kommt es zu Schleimablagerungen, deren Folge chronischer Husten und Lungeninfekte sind. Von dieser Schleimbildung ebenfalls betroffen sind aber auch Verdauungsorgane, wie die Bauchspeicheldrüse, die Leber, Gallenblase und der Darm. Bis zu 90 % der Mukoviszidose-Betroffenen weisen daher zusätzlich eine exokrine Pankreasinsuffizienz auf. Gedeih- und Wachstumsstörungen, starkes Untergewicht und Verdauungsprobleme zählen zu den Hauptsymptomen von Mukoviszidose-Patienten, da auch diesen Patienten die nötigen Verdauungsenzyme im Dünndarm fehlen, damit die Nahrung richtig verwertet werden kann. Neben der verminderten Nährstoffversorgung aufgrund des Enzymmangels kommt hinzu, dass der Energiebedarf aufgrund chronischer Infektionen der Lunge stark erhöht ist. Dieser zusätzlich erhöhte Energiebedarf ist über die Nahrung schwer zu decken.
Merke: 90 % derMukoviszidose-Patienten haben auch eine exokrine Pankreasinsuffizienz und müssen Verdauungsenzyme einnehmen, um Langzeitfolgen wie Wachstums- und Gedeih-Störungen zu vermeiden.
Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) macht sich durch plötzlich auftretende, starke Schmerzen, die sich gürtelförmig um den Bauch ziehen, aber auch Übelkeit und Erbrechen bemerkbar. Ebenso sind ein sogenannter Gummibauch (hier ist der Bauch aufgebläht, prall und elastisch), Fieber und Kreislaufprobleme Hinweise auf eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung. Ursache der akuten Pankreatitis sind in der Regel Gallensteine oder Alkoholkonsum, selten aber auch Virusinfektionen wie Hepatitis, bestimmte Medikamente oder Komplikationen nach Operationen der Gallenwege.
Während die Beschwerden bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung plötzlich und mit heftiger Intensität auftreten, kann sich die chronische Pankreatitis schleichend entwickeln. Hier machen sich erste Anzeichen in Form von Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit oder Übelkeit und Erbrechen bemerkbar. Im Laufe der Zeit nehmen Betroffene stark ab, der Stuhl riecht unangenehm scharf und hat eine fettige Konsistenz. Schubweise treten krampfartige Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfälle auf, da bei einer Pankreatitis durch die Entzündung das Gewebe der Bauchspeicheldrüse so geschädigt ist, dass diese nur noch eingeschränkt Hormone und Verdauungsenzyme (exokrine Pankreasinsuffizienz) produzieren kann. Die chronische Pankreatitis wird häufig durch langjährigen Nikotin- und Alkoholmissbrauch, aber auch durch Übergewicht hervorgerufen.
Beachte: Zu Beginn einer schmerzlos verlaufenden Pankreatitis entsteht in 10 % der Fälle eine EPI. Nach 15 Jahren entwickelt die Hälfte der Patienten mit chronischer Pankreatitis eine EPI!
Gut zu wissen:
- 33 % der Patienten mit einer akuten Pankreatitis entwickeln eine schwere exokrine Pankreasinsuffizienz!
- Nicht immer macht die Dosis das Gift! Empfindliche Personen können bereits bei mäßigem Alkoholkonsum eine Pankreatitis entwickeln.
- Raucher haben ein zehnfach erhöhtes Risiko für eine chronische Pankreatitis. Damit ist Rauchen ein stärkerer Risikofaktor als Alkohol.
Erkrankungen und Risikofaktoren, die mit einer EPI einhergehen
Die Symptome der exokrinen Pankreasinsuffizienz werden häufig verkannt und mit anderen Ursachen wie z.B. einem Reizdarmsyndrom in Verbindung gebracht. Bestimmte Personengruppen sind jedoch häufiger von einer Bauchspeicheldrüsenschwäche betroffen. Diese Risikogruppen sollten ihre wiederkehrenden Verdauungsbeschwerden auf typische Anzeichen einer EPI beobachten und diese beim Behandler ansprechen.
Folgende Grunderkrankungen und Risikofaktoren erhöhen das EPI-Risiko bzw. treten gemeinsam mit einer EPI auf:
- Diabetes mellitus Typ1, Typ 2 und Typ 3c
- Übermäßiger Alkoholkonsum
- Starkes Rauchen
- Mukoviszidose
- Zöliakie/Sprue
- Gallensteine
- Übergewicht/Fettleibigkeit
- Fortgeschrittenes Alter (> 60 Jahre)
- Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute oder chronische Pankreatitis)
- Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO „Small intestine bacterial overgrowth“)
- Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse (v. a. nach bestimmten Operationsmethoden wie z. B. Pankreasresektion oder Gastrektomie)
Untergewicht, Mangelernährung und Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO): Langzeitfolgen einer EPI
Auf lange Sicht macht sich eine exokrine Pankreasinsuffizienz mit starkem Gewichtsverlust, Wachstumsverzögerung bei Kindern und Mangelernährung, vor allem an fettlöslichen Vitaminen, bemerkbar. Ein Mangel an fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K) kann eine schlechtere Blutgerinnung, eine herabgesetzte Infektabwehr, Nachtblindheit, Muskelschwäche sowie ein erhöhtes Osteoporose- und Frakturrisiko zur Folge haben. Fette sind lebensnotwendige Nährstoffe für den Körper, die u. a. für die fettlöslichen Vitamine A,D, E, K benötigt werden. Sie sollten bei Ihrer Ernährung nicht darauf verzichten oder meiden.
Ebenso kommt es aufgrund des untypischen Angebots an Nährstoffen in tieferen Darmabschnitten bei Patienten mit einer EPI meist zusätzlich zu einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms (SIBO - small intestine bacterial overgrowth), also einer gestörten Bakterienzusammensetzung im Dünndarm. Denn unverdaute Nahrung ist im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen für die Darmbakterien, die sich nun schneller vermehren. Bei der Verwertung der Kohlenhydrate und Ballaststoffe durch Darmbakterien entstehen größere Mengen an Gasen (wie Methan und Wasserstoff), die nicht aus dem Dünndarm entweichen können. Sie dehnen den Darm, der auf Magen und Oberbauch drückt. Das macht sich durch Blähungen, Völlegefühl, Krämpfe und gürtelförmige, bis in den Rücken und manchmal auch bis in die Herzregion ausstrahlende Schmerzen bemerkbar. Außerdem gelangen durch die Dehnung des Darms auch Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm, wo sie eigentlich nicht hingehören und sich anhand eines übermäßigen Nahrungsangebots stark vermehren.